Schon einige Male schrieben mich Leser und vor Kurzem Katarina an. „Michelle, schreib‘ doch mal ein paar Tipps, wie man Kinder an Weihnachten besser fotografieren kann“! Ich kam zum Entschluss: Ihr wollt Tipps? Ihr bekommt Tipps! Ich habe versucht, alles sowohl für Kinder als auch für Babys und für Kompaktkameras als auch digitale Spiegelreflexkameras anwendbar zu machen.
8 Tipps: Bessere Baby- und Kinderfotos an Weihnachten
1) Kein Blitz!
egal, ob ihr eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) oder eine kleine Kompaktkamera nutzt: Ich empfehle, den Blitz aus zu schalten! Er frisst euch die Lichtstimmung, zaubert rote Augen (und die wollen wir doch nur vor Rührung glasig sehen 😉 und macht Eure Bilder platt, den Hintergrund dunkel und euch womöglich weißblau. Macht lieber alles an verfügbaren Lampen an. Die Bilder werden sicher etwas „wärmer) (orangestichiger) als mit Blitz, aber das finde ich für Weihnachtsfotos auch ganz stimmig so!
Ihr könnt den Blitz nicht ausschalten? schnappt euch ein Haushalts- oder Haargummi und wickelt ein Papiertaschentuch um den Blitz. Das macht weicheres Licht.
Ihr habt eine DSLR mit externem Blitz? Dreht den Blitz an die Decke oder an die Wand hinter euch und blitzt indirekt!
Immer gilt, wenn ihr blitzen müsst: Geht nicht so nah ans Motiv ran.
2) Kinderaugen und Perspektiven?
Grundsätzlich gilt: Kinder nicht aus der Sicht eines Erwachsenen (von oben) fotografieren. Geht auf ihre Höhe. Geht auf die Knie oder in die Hocke. Wenn ich Kinder beruflich fotografiere, robbe ich den ganzen Tag auf den Knien rum oder sitze auf dem Boden. Das wirkt einfach besser und man sieht nicht nur perfekt gelegte Kinderscheitel.
Ein unterm Baum liegendes Baby immer so drehen, dass ihr es entweder seitlich fotografieren könnt, oder von schräg oben. Niemals Babys von unten fotografieren, das macht man auch bei Kindern und Erwachsenen nicht: Man sieht sofort wie ein unförmiger Doppelkinnkäfer aus. Wenn’s das Baby schon kann, einfach auf den Bauch legen und sich selbst zum Fotografieren am besten ebenso.
3) „Schau mal! Lach doch mal“
Ich bin kein Freund von „Lach doch mal“ und „Guck mal!“. Fotografiert die Kinder lieber so, wie sie sind. Beim Geschenke auspacken. Voll konzentriert – aufs Geschenke auspacken. Beim mit Kulleraugen Weihnachtsbaum anstaunen. Beim Spielen mit neuen Spielsachen. Beim kuscheln mit der Oma.
„Lach doch mal“ irritiert Kinder. Zutiefst! Je mehr ihr „Kasperle“ hinter der Kamera spielt, desto weniger haben Kinder Lust, herzusehen. Sie haben schon ein paar mal flüchtig ihr Spiel unterbrochen und aufgeschaut, nix interessantes gesehen, und nun hören sie nur noch nervige Hintergrundgeräusche (Hiiiiier, guck maaaal, was hat die Mama feiiines in der Hahahaaaaand! Fidiraaallalaaaaaaa, Rasseldirassel, Guuuuuckuuuuhuhuck!“ – seht ihr? Schon beim Lesen irre nervend!). Also: Fotografiert eure Kinder, wie sie sind. Und geht ihnen damit nicht auf den Wecker mit rufen und winken oder gar schimpfen, sie werden es euch danken und dann von ganz alleine mal aufschauen. Ruhe ist das Zauberwort! Ihr wollt doch auch echte Emotionen, und keine gestellten Lacher, oder? Eleganter und effektiver finde ich, Kinder Dinge zu fragen. Beim Beantworten schauen sie meist her. Wenn die Antwort freudig ausfällt, habt ihr euer gewünschtes Lachen. Wie wäre es mit „Was war dein schönstes Geschenk?“ oder „erzähl mir mal von deinem größten Wunsch“ …
Hilfreich bei Babys kann sein: Ein Glöckchen oder etwas Raschelndes in der Hand, allerdings dezent eingesetzt und nicht als Dauerbeschallung.
4) Hintergrund und Nähe!
Geht ruhig nah ran. Es müssen nicht auf jedem Foto Füße und das ganze Kind zu sehen sein. Auf die Art könnt ihr auch schauen, ob ihr unschöne Hintergrundobjekte „abschneiden“ könnt: Achtet mal drauf, was sich hinter eurem Motiv abspielt. Die hässliche Tür im Hintergrund, den chaotischen Wohnzimmertisch? Drehe dich ein bisschen und versuche so, einen schönen Hintergrund zu schaffen und das unschöne nicht mit zu fotografieren. Schön hingegen sind viele kleine Lichter im Hintergrund, die dann verschwimmen, was richtig hübsch wirkt.
5) Iso…was?
Iso, das ist die Lichtempfindlichkeit! Wer davon noch nix gehört hat, kann hier mal schauen: Wikipedia
Ihr wollt im recht dunklen Kerzenlicht Baum und Kinder fotografieren? Das Licht ist zwangsläufig schummrig. Dann stellt die Lichtempfindlichkeit rauf, wenn ihr die Möglichkeit habt, das manuell zu machen. Die meisten Kameras bieten das an, wenn man nicht im Automatikprogramm fotografiert. Je nach Kamera würde ich nicht höher als 1600 gehen, da das Bild sonst sehr grobkörnig wird und „rauscht“.
6) Modus – jetzt wirds technisch
Fotografiert nicht im Automatikmodus. Je nach de, was Eure Kamera so an Modi hergibt:
Gibt es „Nachtportrait?“ Super! Auswählen! Ansonsten auch möglich: „Portrait“ oder Modus „P“ (dazu den Blitz abschalten)
Besser: Gibt es die Möglichkeit, eine Blendenautomatik (TV) einzustellen (bei DSLR)? Dann stellt auf 1/80 Sekunde. Länger verwackelt, dann nur mit Stativ oder aufgestützter Kamera fotografieren.
Für Fortgeschrittenere: Solltet ihr eine DSLR Kamera mit einem tollen Festbrennweitenobjektiv haben, fotografiert ruhig mit ganz offener Blende. Je kleiner die Zahl, desto „offener“ die Blende! (1,8? perfekt. Festbrennweitenobjektive wie z.B. 50mm f 1,8 gibt es um die 80€ zu kaufen, eine Investition, die sich lohnt!)). Sicher ist die Tiefenschärfe auf diese Weise ganz gering und ihr schafft es so nicht, ein ganzes Kind gestochen scharf abzubilden (je offener die Blende, desto geringer die Schärfentiefe.) Dafür bleibt die Lichtstimmung erhalten und ihr bezweckt wunderschöne Glitzerlichtpunkte im Hintergrund („Bokeh“). Achtet beim „offenblendigen“ Fotografieren darauf, dass die Augen scharf sind – am besten das Auge, das näher zur Kamera ist.
7) Ich hab nix anzuziehen!!!
Weihnachtsmützchen, Engelsflügel, alles zu kitschig? Im normalen Leben schon, auf Bilder können Mützen und co aber unglaublich süß aussehen. Übertreibt es nicht, ihr müsst kein komplettes Kind verkleiden, aber versucht doch mal Mützen mit Ohren, oder gebt dem Kind eine batteriebetriebene Lichterkette (unter Aufsicht, um Himmels Willen!!!)?
Beim Outfit gilt: Aufschriften und Aufdrucke lenken eher vom Gesicht ab. Ich rate immer und generell zu neutralen Farben und finde schlicht und einfarbiges weiß, beige, braun usw schicker als bunt aufgedruckte Monster und Dinos – sonst sind Bilder schnell überladen und verwirren den Betrachter. Bei einem Baum mit pinkfarbenen Kugeln passt ein rotes Outfit eher nicht – vielleicht könnt ihr solche Aspekte in Eure Outfitplanung ja mit einfließen lassen!
8) Ein Sack voll Flöhe
Ihr wollt mehrere Kinder fotografieren und nicht jedes einzeln wieder hinsetzen, während das andere aufsteht? Drückt den Kindern kleine Lichterketten oder Geschenkschleifen (jeweils nur unter Aufsicht, klar!) in die Hand, das beschäftigt sie ein bisschen. Sie werden aber nicht in die Kamera schauen, was ich gar nicht so schlimm finde. Oder wie wäre es mit einer Spielzeugkamera? Dann können die Kinder zurück „fotografieren“ und schauen automatisch mal her. Ein weiterer Tipp sind Seifenblasen durch jemanden hinter der Kamera. So kann es aber schnell passieren, dass die Kinder aufspringen und lieber die Seifenblasen jagen. Aber einen Versuch ist es vielleicht wert.
Ansonsten habe ich ehrlich gesagt nur den Tipp der Bestechung. ein paar Mini-Gummibärchen in die Hand gedrückt, und die Kinder sind beschäftigt. Und beim Essen muss man bekanntermaßen ja sitzen bleiben. Aber immer nur ein Bärchen – das fällt dann auf den Fotos nicht als „Backen voll und schmatzend“ auf.
Schimpfen und andauerndes Namenrufen hilft übrigens kein bisschen weiter!
