Kaum aus dem Urlaub zurück, bin ich einfach nochmal weggefahren. Alleine.
Der Mann plante seit einiger Zeit einen „Männertrip“ in den Schwarzwald, Radfahren, Baumwipfelpfad, Stockbrot, nichts was ich nicht auch gerne mache, aber eben „Männertour“. Mit Kind und alkoholfrei, versteht sich und soll ich dazu sagen, sagt der Mann.
Soll mir recht sein, dachte ich, und Zeit alleine ist ja auch ein ziemlich seltenes und kostbares Gut. Statt zuhause rumzusitzen und dort die Zeit sowieso nicht anständig genießen zu können (eine Menge Klamotten sollen mal auf Ebay, ein paar alle Schubladen gehören ausgemistet, ein paar neue Flyer erstellt, naja, man kennt es ja.), dachte ich mir, ich könnte doch mal wieder meine herzallerliebste Lieblingsfreundin besuchen. (Und ihren Freund natürlich ;)). So, also buchte ich meine Bahntickets (erste Klasse war günstiger als Sitzplatzreservierungen einzeln, also sogar voll luxuriös, getragen in einer Sänfte quasi, von hier nach da.). Freitag und Montag hatte ich auch direkt kindfrei, denn bei über 5 Stunden pro Strecke ist man halt ganz schnell mal mehr unterwegs als irgendwo „angekommen“.
Noch am Bahnhof hatte ich etwas Zeit und stöberte im Zeitschriftenladen, hatte die Wahl zwischen Patchwork-Heften und dem Bildband „101 schlafende Hunde“, kaufte dann nichts und konnte noch widerstehen, dem Kind ein Buch mitzubringen (keine 3 Stunden getrennt ;)) Die Bahnfahrt nutzte ich mit lesen, aus dem Fenster gucken, unglaublich hässliche Bahnhöfe bestaunen, dem pupsenden Mitfahrer im Abteil zuhören, Musik hören. Am Fenster flogen Windräder, Tunnel, Kühe und Bordelle vorbei, Städte und Döme und Wiesen. Schön war das, 5,5 Stunden Ruhe.
Angekommen war es gefühlte 20 Grad wärmer (was vielleicht auch an der Tatsache lag, das sich bereits früh morgens aufgebrochen war ;)) und nach dem üblichen umärmeln und quietschend entgegenrennen kauften wir kurz ein und beschlossen, noch schwimmen zu gehen. Am Samstag gingen wir dann frühstücken, shoppen, Eisschorle trinken, shoppen, Eis essen, etwas umtauschen und Sushi essen. Ja, wir haben gegessen. Nicht wenig ;))
Am nächsten Tag fuhren wir auf vielfachen Wunsch einer Einzelnen (hüstel) ans Meer, was von Silke und ihrem Nils aus gerade mal 1,5 Stunden sind (was von mir was gesehen halt schon eher 7 Stunden wären ;)). Auf der Strecke bewunderten wir die Flachheit, das Grün, das meinen Mann sicher wieder dazu verleitet hätte Dinge zu sagen wie „das ist so grün, da würde man am liebsten reinbeißen“, Deichschafe flogen am Fenster vorbei und irgendwann kamen wir irgendwo an, wo wir zwar nicht hin wollten, was aber Stau umging und uns das Meer schneller näherbrachte (obwohl es gar nicht da war.). Als wir dann noch kurz vor dem Ziel am Strand eine gefühlte Ewigkeit hinter der schwerbegriffigen Frau Nuss aus Franken standen, bis diese endlich, endlich ihre bekloppte Wochenkarte mit sämtlichen doofen Fragen davontragen konnte, bezogen wir unseren Strandkorb. (ist nicht böse gemient, Frau Nuss, aber wir wollten halt einfach nur ans Meer und keine weiteren Infos zu Strandkörben oder Kurtaxen.). Mit einer Decke, Brötchen und Keksen warteten wir den Tag über aufs Meer, ließen uns die Gedanken durchpusten, die Beine sandstrahlen und die Sonne scheinen, und als das Meer da war, matschten wir unsere Füße im Watt ein, standen im Meer rum und fuhren danach wieder zurück. Ein schöner Tag, abgerundet von hungrigen ewigen Warten auf das indische Essen, das ich dann angeblich (es gibt keine Zeugen!) auf den Teppich getropft habe (schließlich hieß es nur, das neue Sofa darf nicht eingesaut werden.).
Die Rückfahrt begann mit Verspätung am Startbahnhof, so dass ich mir direkt das Ticket umschrieben ließ. Ich genoss die restliche Zeit im Zug, stieg im Regen aus und fuhr im Regen mit dem Bus nach Hause, wo mich abends die Familie begrüßte – und das eigene Bett. Und hier bin ich also wieder, und weiß nun, dass ich 3 Nächte ohne Kind nicht nur überstehen, sondern auch genießen kann!

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