Wir Erwachsenen probieren gerne aus. Wir schauen, ob uns Wein schmeckt und greifen notfalls wieder auf Wasser zurück. Wir riechen, ob die Milch sauer ist und schütten sie weg. Wir fahren ein Auto Probe und kaufen es dann doch nicht, wir probieren Kleider an und lassen sie dann doch im Laden. Wir machen Praktika und Schnupperstunden und gehen in die Yogaschnupperstunde und finden dann, es macht uns doch keinen Spaß. Wir besichtigen Wohnungen und kaufen dann doch ein Haus, wir machen Nähkurse und weil es uns zu kompliziert ist, lassen wir die Nähmaschine dann doch im Keller verstauben. Wir machen eine Ausbildung und arbeiten dann doch als etwas anderes. Wir sind es nicht mehr gewöhnt, Dinge dazuzulernen und dann wie selbstverständlich täglich wieder zu machen, wir “schauen erstmal” oder “warten ab, wie es sich entwickelt”. Wir lernen nichts offensichtliches mehr dazu – und darum erstaunen uns die Kinder immer wieder so sehr.
Bei Kindern ist das anders. Wenn sie etwas ausprobiert haben, dann können sie es. Wenn sie etwas grundlegendes neues gelernt haben, dann wird das übernommen und sie machen keine Rückschritte. Und wir Eltern kommen manchmal kaum hinterher mit dem begreifen, dass unsere Kinder nun einen neuen Schritt getan haben und dieser kein “ausprobieren” war, sondern unsere Kinder unwiederruflich größer, älter und selbständiger gemacht hat. Wenn das Kind plötzlich krabbeln kann, wird es sich kaum entscheiden, das doch nicht so super zu finden. Wir Eltern denken uns aber, lassen wir lieber mal die Spieldecke noch ein bisschen da, zum drauflegen, man weiß ja nie. Und die Kinder krabbeln davon. Wenn wir abgestillt haben, und das Kind am Tisch mit isst, denken wir uns “lassen wir lieber das Stillkissen mal noch ein bisschen da. man weiß ja nie.”. Wenn man plötzlich in seiner Handtasche Wechselklamotten und kleine Plastiktüten findet, denkt man sich “lassen wir lieber den Wickeltisch noch ein bisschen da. Man weiß ja nie.” Und die Baby-Newsletter bestellen wir auch nicht ab, weil ab und an gucken ist doch auch schön, vielleicht findet man ja doch noch etwas, was man brauchen könnte…
Und in Wirklichkeit ist es doch nur, weil wir so schnell überhaupt nicht hinterherkommen, wie sich unsere Kinder entwickeln, größer werden, lernen und wachsen. Neben dem Stolz bleibt nämlich immer ein bisschen Wehmut, weil alles so schnell ging und gehen wird, und man die Zeit eigentlich überhaupt nicht festhalten kann, so viele Fotos, Videos und Aufzeichnungen man auch unternimmt…
So wahr…. 🙂