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Kamikazefliege

Schneeschildkröten

01/02

Einmal in den Schneeanzug, der vom letzten Jahr noch passte -zum Glück, denn sonst wäre er völlig unbenutzt geblieben -, auf den Spielplatz und zurück – und schon war er geschmolzen. Der Schnee, nicht der Anzug. Der Schlitten, ein bislang ungebenutztes Weihnachtsgeschenk (2013!!!) stand aufgebaut im Schlafzimmer. Man hätte meinen können, er freut sich und wedelt erwartungsvoll leise und unauffällig mit dem Schleppseil. Und plötzlich war alles wieder weg. Und der Schlitten wieder im Keller. Und ich traurig.

Umso mehr habe ich mich gefreut, als es am Freitag den ganzen Tag wie verrückt schneite und allmählich ein bisschen gegen Abend dann doch tatsächlich liegen blieb. Ich stand strahlend auf dem Parkplatz vom Baumarkt und freute mich über den Schnee, über Ben, der wie eine kleine Schildkröte nach Schneeflocken schnappte, während die fluchenden Menschen voller Schnee im Haar den Kopf einzogen.

Am Samstag gab es dann nur ein schnelles Frühstück, denn ich wollte schneller als die große Schneeschmelze sein, und dann fuhren wir mit dem Schlitten im Auto auf den nächsten Hügel über der Stadt. Keine Menschenseele und unbenutzter Schnee- nicht viel, und schon ziemlich wässrig, aber SCHNEE! Immerhin konnte das Kind endlich mal “Litten fahr’n!”. (“Ich mag Litten fahr’n. Viel Pass machen Litten fahr’n! JUHU!”) Nach dem ersten Mal hatten wir es dann auch raus und wir schafften es sogar noch, einen Schneemann zu bauen (“Mama, nist anfassen, das meine Neemann!!!”), ehe die Schmelze dann bis heute tatsächlich schon wieder alles weggeschmolzen hat.

Aber wie sagte Vincent van Gogh so schön und passend?

Nur wer ein Auge dafür hat,
sieht etwas schönes und gutes in jedem Wetter,
er findet Schnee, brennende Sonne, Sturm
und ruhiges Wetter schön,
hat alle Jahreszeiten gern und ist im Grunde damit zufrieden,
dass die Dinge so sind wie sie sind.

Vincent van Gogh

 

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Filed Under: unterwegs, wetter Tagged: Fotos, Schlitten fahren, Schnee

Von romantischen Vorstellungen und übergriffigen Eltern

12/11

 

Wieder einmal habe ich gelernt, dass ich zu romantische Vorstellungen von Dingen mit Kindern habe, die ich als Kind selbst super fand. Wie stolz ich war als Kind, meine selbst gebastelte Laterne, die schönste von allen, vorsichtig vor mir her zu tragen. All die anderen Kinder, die bunten Lichter, die schönen Lieder und die friedlichen Leute! Das große Pferd, der rote Mantel, das riesengroße Lagerfeuer mitten auf dem Feld! Haha.

Wir haben vor Wochen schon eine Luftballonlaterne gebastelt, bzw ich. Als das Kind nämlich in Berührung mit dem Kleister kam, schrie er auf und weinte ab da “Hääände waaaasen!!! Waaaaaaah, Mama HILFE!!!!!” … okay, im Nachhinein: Wieso bin ich nicht da schon skeptisch geworden? Nunja, ich habe die Laterne eben selbst gebastelt, hatte Transparentpapiersterne und Tapenkleister in den Haaren, auf den Füßen, auf der Katze. Okay, die Laterne war irgendwann fertig, und eher ungeplant erfuhren wir von einem Umzug im Nachbarort, wo auch die Familie mit Bens Cousinchen mit gingen. Als sind wir da Sonntag mit gelaufen. Das war sogar ganz nett, auch wenn Sankt Martin ca 10 Jahre alt, sein Mantel schwarz war. Der Reithelm verprach auch wenig von Ritter-Romantik. Sein “Pferd” war ein Shetland-Pony und war so groß wie Ben, dahinter trottete ein noch kleineres Pony mit einem Tierpark-Pappschild an der Seite. Vom hohen Ross mit tapferem Ritter aus meinen Kindheitserinnerungen also keine Spur.

Ben war, wie ein Kleinkind nun mal ist: Geradeaus laufen geht nicht. Hier wurde angehalten, dort die Laterne in den Buggy geschmissen, hier wieder nach ihr verlangt, da musste getragen werden, hier wurde gemault, hier mit der Oma laufen, da mit dem Papa einen Zaun bewundern, und das Highlight natürlich der Radlader am Straßenrand, worauf wir dann Schlusslicht waren… Auch okay. Am Jugendhaus angekommen gab es Stockbrot, Ben durfte seiner Oma die Wurst vom Brötchen essen und das Lagerfeuer bewundern.

Ich hätte es dabei belassen sollen. Da wir aber letztes Jahr in unserer Stadt beim Laternenumzug waren und das so nett war, wollte ich auch dieses Jahr dort nochmal hin. Meine Freundin mit Töchterchen konnte dieses Jahr leider nicht mitkommen, Na, wäre ich lieber mal zuhause geblieben!

Als es dann los gehen sollte, war Ben sehr sauer, denn er wollte nicht mit laufen. Sondern in die andere Richtung. Ganz mein Sohn! Erst verlor er die Laterne, und da von hinten Massen (!!!) Menschen kamen, die drängten, als ginge es um einen Marathon, die Laterne zertraten und wahrscheinlich auch vor Ben keinen Halt gemacht hätten, setzte ich ihn kurzerhand in den Buggy. Gestresst, weil von hinten die Menschen schoben. Genau, könnt ihr euch vorstellen: HEUL, KREISCH! Böseste Mama der Welt, ich will hier rauuuus! Eine fremde Frau, die plötzlich neben mir lief, schob den Buggy, während ich die Laterne reparierte. Das war ganz freundlich, als Ben dann die Laterne wieder hatte, sagte sie ihm, wie er sie halten muss, dass er sie völlig falsch hält, und kurz darauf, dass er seine Finger nicht in die Buggyyräder stecken soll. Ich kam mir doch etwas überflüssig vor… So als Mutter. Wie hat das Kind es nur geschafft, bei mir bisher halbwegs halbgroß zu werden?

Der Umzug selbst war gerade mal ein paar hundert Meter lang (halbe Fußgängerzone und durch den Park zurück!), wir verloren die Frau mit den Ratschlägen, noch weitere 3 Mal die Laterne, die ich dann hielt, Ben wand sich und brüllte, weil er raus wollte, aber nicht konnte, weil er sonst umgerannt worden wäre…  Als wir zurück zum Platz liefen, kniete da ein Fotograf, der motzend nuschelte “achja und da tragen die Eltern die Laterne, pf, auch gut?!” Ich hatte so viele Fragezeichen über dem Kopf, dass sie bestimmt schon sichtbar waren…

Gerade noch so konnten wir einen Platz mit Sicht zum Spiel finden. Abgesperrt war der Platz durch ein paar Stecken mit einer dünnen Schnur auf Kinderaugenhöhe. Ben war ungeduldig, der Erzähler des Spiels sehr ernst, pfarrer-artig und das Ganze in meinen Augen wenig kindgerecht vorgetragen (sehr in die Länge gezogen, sehr abgelesen.). Größere Kinder spielten mit dem Seil, worauf eine junge Frau, die ich noch von früher kenne als sie selbst noch ein Kind war, meinen Sohn anmotzte und ihn belehrte: “da darf man aber nicht dran spielen, das ist wegen dem Pferd, das ist gefährlich wenn du da hin rennst, bitte lass das jetzt sein” – dabei war ich die einzige in der Reihe, die ihr Kind festhielt und vom Spielen mit dem Seil abhielt!? Ben war genervt, versuchte nur, das Seil aus seinem Gesicht fern zu halten. Die Dame kam noch weitere 2 mal und motzte ihn wegen des Seils, das er nichtmal anfasste, an und grapschte ihm dabei noch “och du süßes, aber total dummes Kind” – mäßig ins Gesicht. Ich sagte zu ihr: “Auch wenn du es noch 3 mal sagst, er macht überhaupt nichts!” und sie lächelte mich arrogant an “ja, auch wenn ich noch 3 mal kommen und schimpfen muss, dann mache ich das auch!” ich hatte die Schnauze voll und wollte nur heim – was nicht ging, weil auch hinter uns eine Menge Menschen standen. Eine Frau neben uns sagte zu Ben, er solle sich hinsetzen (auf den kalten Steinboden?!) nachdem ich sagte, er soll bei mir stehen. Dann sagte auch sie, wie er seine Laterne halten sollte… Was soll das, lasst doch bitte meinen Sohn in Ruhe?! Ben rief “Hunger”, ich hoffte, dass bald gesungen wurde, und dann wurde noch das Vaterunser gebetet – bei einer Veranstaltung durch den Heimatverein, was mich doch etwas verstörte. Als dann Lieder gesungen wurden, maulte Ben “LAUT! SEHR LAUT!” und als sich die Menge dann endlich schwallartig Richtung Brezelstand begab (ES GIBT WAS UMSONST! SCHNELL HIN!!!), konnten wir endlich flüchten. Nicht.schön. Wahrscheinlich wäre das anders gewesen, wäre meine Freundin dabei gewesen und wir hätten über die Dinge lachen können. Aber alleine war das einfach nicht schön.

Schade. Aber von meinen romantischen Vorstellungen kann ich mich leider doch nicht loslösen. Ernüchterung, wir sehen uns wieder. Auf dem Weihnachtsmarkt, an Weihnachten – auf jeden Fall ganz bald, versprochen!

 

Posted by kamikazefliege 3 Comments
Filed Under: Alltag, Leben mit Kleinkind, unterwegs

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