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Kamikazefliege

Fahrradfahren verlernt man nicht.

17/08

 

Wir Erwachsenen probieren gerne aus. Wir schauen, ob uns Wein schmeckt und greifen notfalls wieder auf Wasser zurück. Wir riechen, ob die Milch sauer ist und schütten sie weg. Wir fahren ein Auto Probe und kaufen es dann doch nicht, wir probieren Kleider an und lassen sie dann doch im Laden. Wir machen Praktika und Schnupperstunden und gehen in die Yogaschnupperstunde und finden dann, es macht uns doch keinen Spaß. Wir besichtigen Wohnungen und kaufen dann doch ein Haus, wir machen Nähkurse und weil es uns zu kompliziert ist, lassen wir die Nähmaschine dann doch im Keller verstauben. Wir machen eine Ausbildung und arbeiten dann doch als etwas anderes. Wir sind es nicht mehr gewöhnt, Dinge dazuzulernen und dann wie selbstverständlich täglich wieder zu machen, wir “schauen erstmal” oder “warten ab, wie es sich entwickelt”. Wir lernen nichts offensichtliches mehr dazu – und darum erstaunen uns die Kinder immer wieder so sehr.

Bei Kindern ist das anders. Wenn sie etwas ausprobiert haben, dann können sie es. Wenn sie etwas grundlegendes neues gelernt haben, dann wird das übernommen und sie machen keine Rückschritte. Und wir Eltern kommen manchmal kaum hinterher mit dem begreifen, dass unsere Kinder nun einen neuen Schritt getan haben und dieser kein “ausprobieren” war, sondern unsere Kinder unwiederruflich größer, älter und selbständiger gemacht hat. Wenn das Kind plötzlich krabbeln kann, wird es sich kaum entscheiden, das doch nicht so super zu finden. Wir Eltern denken uns aber, lassen wir lieber mal die Spieldecke noch ein bisschen da, zum drauflegen, man weiß ja nie. Und die Kinder krabbeln davon. Wenn wir abgestillt haben, und das Kind am Tisch mit isst, denken wir uns “lassen wir lieber das Stillkissen mal noch ein bisschen da. man weiß ja nie.”. Wenn man plötzlich in seiner Handtasche Wechselklamotten und kleine Plastiktüten findet, denkt man sich “lassen wir lieber den Wickeltisch noch ein bisschen da. Man weiß ja nie.” Und die Baby-Newsletter bestellen wir auch nicht ab, weil ab und an gucken ist doch auch schön, vielleicht findet man ja doch noch etwas, was man brauchen könnte…

Und in Wirklichkeit ist es doch nur, weil wir so schnell überhaupt nicht hinterherkommen, wie sich unsere Kinder entwickeln, größer werden, lernen und wachsen. Neben dem Stolz bleibt nämlich immer ein bisschen Wehmut, weil alles so schnell ging und gehen wird, und man die Zeit eigentlich überhaupt nicht festhalten kann, so viele Fotos, Videos und Aufzeichnungen man auch unternimmt…

 

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Filed Under: Alltag, Hach, huch? ben, Leben mit Kleinkind

Bedtimestorys – brauche dringend neue Karotte!

17/01

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Feierabend, endlich. Das Kind schlummert beinahe und ist bereit, dich aus dem Kinderzimmer gehen zu lassen – nach auch nur 3 Geschichten, zwei Liedern, einem erneuten Gang zur “Totette”, Gutenacht- Geknutsche zwischen Eisbär und Igel. Du hast die schwierige Hürde vom Kinderzimmerboden hinaus in den Flur gemeistert – Legosteinchenslalom, bist über Autos gehüpft und hast dir heute den Arm ausnahmsweise nicht am Wickeltisch gestoßen, die Tür nahezu quietschlos schließen können und atmest auf. Doch kaum liegst du endlich bequem auf dem Sofa, hast dich gemütlich zugedeckt und das Unterhaltungsprogramm deiner Wahl gestartet (Unterhaltung mit Mann, Serie, Film…) gehts auch schon los: Schon übers Babyphon ist der Lichtschalter und die Tür zu hören, dann schnelle, barfüßige Tippelschritte und schon steht es vor dir: das kleine “Ich will nicht alleine sein und auch nicht schlafen – Ausredenmonster“!

Der Kreativität der Kinder sind hierbei keine Grenzen gesetzt, “ich will nicht schlafen” sowie “Pipi” und “Durst” sind dabei eher die seltenen und langweiligeren Ausreden. Ich habe ein bisschen gesammelt…

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Die schönsten Ausreden, unbedingt aufzustehen und zu Mama und Papa zu kommen!

– “Nase läuft” (normalerweise hilft da ja sonst der Ärmel)
– kleine Maus weg – kleiner Igel weg (die zuvor in hohem Bogen aus dem Bett gepfeffert wurden)
-Maus und Igel brauchen noch Küsse!
-“komische Geräusche hört!” (ich auch… ein waches Kind!!)
-“bisschen Windel voll” (wenn man kurz zuvor erst eine neue bekam)
-“Kassette hängen blieben” (auch wenn gar keine lief!)
-“so, soooo Hunger!!!” (auch nach reichhaltigem Essen kurz zuvor)
-“Neue Karotte haben! Oh BIIIITTEEEE!”
-“Draußen wirklich dunkel? Rolla(den) auf, zeigen!!!” (und so kam es, dass nun jeden Abend der Rolladen wieder hoch gemacht wird, um dem Kind die schlafende Stadt zu zeigen. Und wehe, irgendwo brennt noch Licht!)
-“in der Heizung ist Wasser drin!” (na, gottseidank!)
-“in der Heizung ist eine Schlange!”

 

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Filed Under: andere Mütter haben auch süße Babys, Ideen, Kindermund, Leben mit Kleinkind, nachts, zuhause Tagged: Lustiges, Schlaf

Von romantischen Vorstellungen und übergriffigen Eltern

12/11

 

Wieder einmal habe ich gelernt, dass ich zu romantische Vorstellungen von Dingen mit Kindern habe, die ich als Kind selbst super fand. Wie stolz ich war als Kind, meine selbst gebastelte Laterne, die schönste von allen, vorsichtig vor mir her zu tragen. All die anderen Kinder, die bunten Lichter, die schönen Lieder und die friedlichen Leute! Das große Pferd, der rote Mantel, das riesengroße Lagerfeuer mitten auf dem Feld! Haha.

Wir haben vor Wochen schon eine Luftballonlaterne gebastelt, bzw ich. Als das Kind nämlich in Berührung mit dem Kleister kam, schrie er auf und weinte ab da “Hääände waaaasen!!! Waaaaaaah, Mama HILFE!!!!!” … okay, im Nachhinein: Wieso bin ich nicht da schon skeptisch geworden? Nunja, ich habe die Laterne eben selbst gebastelt, hatte Transparentpapiersterne und Tapenkleister in den Haaren, auf den Füßen, auf der Katze. Okay, die Laterne war irgendwann fertig, und eher ungeplant erfuhren wir von einem Umzug im Nachbarort, wo auch die Familie mit Bens Cousinchen mit gingen. Als sind wir da Sonntag mit gelaufen. Das war sogar ganz nett, auch wenn Sankt Martin ca 10 Jahre alt, sein Mantel schwarz war. Der Reithelm verprach auch wenig von Ritter-Romantik. Sein “Pferd” war ein Shetland-Pony und war so groß wie Ben, dahinter trottete ein noch kleineres Pony mit einem Tierpark-Pappschild an der Seite. Vom hohen Ross mit tapferem Ritter aus meinen Kindheitserinnerungen also keine Spur.

Ben war, wie ein Kleinkind nun mal ist: Geradeaus laufen geht nicht. Hier wurde angehalten, dort die Laterne in den Buggy geschmissen, hier wieder nach ihr verlangt, da musste getragen werden, hier wurde gemault, hier mit der Oma laufen, da mit dem Papa einen Zaun bewundern, und das Highlight natürlich der Radlader am Straßenrand, worauf wir dann Schlusslicht waren… Auch okay. Am Jugendhaus angekommen gab es Stockbrot, Ben durfte seiner Oma die Wurst vom Brötchen essen und das Lagerfeuer bewundern.

Ich hätte es dabei belassen sollen. Da wir aber letztes Jahr in unserer Stadt beim Laternenumzug waren und das so nett war, wollte ich auch dieses Jahr dort nochmal hin. Meine Freundin mit Töchterchen konnte dieses Jahr leider nicht mitkommen, Na, wäre ich lieber mal zuhause geblieben!

Als es dann los gehen sollte, war Ben sehr sauer, denn er wollte nicht mit laufen. Sondern in die andere Richtung. Ganz mein Sohn! Erst verlor er die Laterne, und da von hinten Massen (!!!) Menschen kamen, die drängten, als ginge es um einen Marathon, die Laterne zertraten und wahrscheinlich auch vor Ben keinen Halt gemacht hätten, setzte ich ihn kurzerhand in den Buggy. Gestresst, weil von hinten die Menschen schoben. Genau, könnt ihr euch vorstellen: HEUL, KREISCH! Böseste Mama der Welt, ich will hier rauuuus! Eine fremde Frau, die plötzlich neben mir lief, schob den Buggy, während ich die Laterne reparierte. Das war ganz freundlich, als Ben dann die Laterne wieder hatte, sagte sie ihm, wie er sie halten muss, dass er sie völlig falsch hält, und kurz darauf, dass er seine Finger nicht in die Buggyyräder stecken soll. Ich kam mir doch etwas überflüssig vor… So als Mutter. Wie hat das Kind es nur geschafft, bei mir bisher halbwegs halbgroß zu werden?

Der Umzug selbst war gerade mal ein paar hundert Meter lang (halbe Fußgängerzone und durch den Park zurück!), wir verloren die Frau mit den Ratschlägen, noch weitere 3 Mal die Laterne, die ich dann hielt, Ben wand sich und brüllte, weil er raus wollte, aber nicht konnte, weil er sonst umgerannt worden wäre…  Als wir zurück zum Platz liefen, kniete da ein Fotograf, der motzend nuschelte “achja und da tragen die Eltern die Laterne, pf, auch gut?!” Ich hatte so viele Fragezeichen über dem Kopf, dass sie bestimmt schon sichtbar waren…

Gerade noch so konnten wir einen Platz mit Sicht zum Spiel finden. Abgesperrt war der Platz durch ein paar Stecken mit einer dünnen Schnur auf Kinderaugenhöhe. Ben war ungeduldig, der Erzähler des Spiels sehr ernst, pfarrer-artig und das Ganze in meinen Augen wenig kindgerecht vorgetragen (sehr in die Länge gezogen, sehr abgelesen.). Größere Kinder spielten mit dem Seil, worauf eine junge Frau, die ich noch von früher kenne als sie selbst noch ein Kind war, meinen Sohn anmotzte und ihn belehrte: “da darf man aber nicht dran spielen, das ist wegen dem Pferd, das ist gefährlich wenn du da hin rennst, bitte lass das jetzt sein” – dabei war ich die einzige in der Reihe, die ihr Kind festhielt und vom Spielen mit dem Seil abhielt!? Ben war genervt, versuchte nur, das Seil aus seinem Gesicht fern zu halten. Die Dame kam noch weitere 2 mal und motzte ihn wegen des Seils, das er nichtmal anfasste, an und grapschte ihm dabei noch “och du süßes, aber total dummes Kind” – mäßig ins Gesicht. Ich sagte zu ihr: “Auch wenn du es noch 3 mal sagst, er macht überhaupt nichts!” und sie lächelte mich arrogant an “ja, auch wenn ich noch 3 mal kommen und schimpfen muss, dann mache ich das auch!” ich hatte die Schnauze voll und wollte nur heim – was nicht ging, weil auch hinter uns eine Menge Menschen standen. Eine Frau neben uns sagte zu Ben, er solle sich hinsetzen (auf den kalten Steinboden?!) nachdem ich sagte, er soll bei mir stehen. Dann sagte auch sie, wie er seine Laterne halten sollte… Was soll das, lasst doch bitte meinen Sohn in Ruhe?! Ben rief “Hunger”, ich hoffte, dass bald gesungen wurde, und dann wurde noch das Vaterunser gebetet – bei einer Veranstaltung durch den Heimatverein, was mich doch etwas verstörte. Als dann Lieder gesungen wurden, maulte Ben “LAUT! SEHR LAUT!” und als sich die Menge dann endlich schwallartig Richtung Brezelstand begab (ES GIBT WAS UMSONST! SCHNELL HIN!!!), konnten wir endlich flüchten. Nicht.schön. Wahrscheinlich wäre das anders gewesen, wäre meine Freundin dabei gewesen und wir hätten über die Dinge lachen können. Aber alleine war das einfach nicht schön.

Schade. Aber von meinen romantischen Vorstellungen kann ich mich leider doch nicht loslösen. Ernüchterung, wir sehen uns wieder. Auf dem Weihnachtsmarkt, an Weihnachten – auf jeden Fall ganz bald, versprochen!

 

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Filed Under: Alltag, Leben mit Kleinkind, unterwegs

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