• Blog
  • Kamikazefliege

Kamikazefliege

Ausgefallene Wünsche

23/07

“Was wünschst du dir denn zum Geburtstag?”

“Ein Benjamin Blümchen Spielzeug mit Fernbedienung und Knöpfen die bunt blinken und einem Törö-Knopf das man durch die ganze Wohnung steuern kann. Und das hat einen Rohrbruch und ein Werkzeug mit dem es alles repariert und kaputt machen kann und dann hat es eine Windel und ein Baby.”

 

… Ausgefallen. Und jetzt schon scheint mir der Geburtstag eine einzige Enttäuschung zu sein. Außer, das gibts wirklich. Würde mich jetzt aber auch nicht wundern.

Posted by kamikazefliege 1 Comment
Filed Under: Alltag

Wasserflaschengestänker

25/07

Ich war heute bei ALDI.
An der Kasse, ein paar Leute vor mir, schoben zwei junge Frauen einen Einkaufswagen voller Wasserflaschen. Die beiden waren fröhlich, lustig und freundlich. Die Kassiererin hatte keinen großen Aufwand, sie musste nur 24×6 Flaschen Wasser eintippen, dann noch eine Wassermelone und ein paar kleine Wasserfläschchen und fertig.
Hinter mir in der Schlange stand ein älteres sehr altes Ehepaar. Sie fingen an zu spekulieren:
“Sicher grillen die am Wochenende. Aber selbst wenn man 2 mal grillt, so viel Wasser braucht doch kein Mensch. Das wird dann sicher nur weggeschüttet.” – “ja, viel zu viel zum Grillen und ganz unerhört ist das. Also unmöglich. Was wollen die denn auch mit dem ganzen Wasser. Dass die das überhaupt mitnehmen dürfen.” – “Stimmt, haushaltsübliche Mengen sind das nicht mehr. Dass die das dulden? Na mal sehen, vielleicht sagt die an der Kasse ja auch was. Und dann müssen sie es stehen lassen.” – “ja, und wenn die ne Gaststätte haben.. Ach, bestimmt haben die eine. Aber selbst dann ist es unerhört! Dann kann man ja auch bei METRO einkaufen, aber hier bei ALDI dann die Billigsachen kaufen für ein Restaurant? Und für viel Geld verkaufen dann. Das ist echt frech!” – “ja, und wenn de jetzt grillen oder eine Feier haben, mit 50 Leuten, dann trinkt jeder nur eine halbe Flasche von dem Wasser und den Rest schütten sie dann weg. Das muss doch echt nicht sein!!!” – “Guck mal, die kriegen das ja auch nie ins Auto. Und schieben kann man den Wagen auch nicht mehr. Also echt mal.”

ich denke mir, vielleicht haben die beiden in ihrer WG sonst kein Auto und wohnen auf dem Land? Vielleicht arbeiten sie, wie ich damals, in einer sozialen Einrichtung und müssen für ihre Betreuten den Monatseinkauf erledigen? Damals wurde ich auch schon angegangen wie ich meinen Wochenendeinkauf denn an einem Montagmorgen erledigen muss, wo es andere Leute eilig haben. Dabei war ich dienstlich unterwegs… (und selbst wenn nicht, was geht das die Leute an?)

So drehe ich mich um, sage “lassen sie die beiden Frauen doch einfach oder fragen sie, wozu sie das brauchen!?“
Die beiden schauen schnell weg, reißen die Augen auf, ignorieren mich, schauen sich an…  (denn direkt ansprechen ist scheiße, man muss immer so stänkern, dass es die betroffenen nicht mitbekommen.) und legen weiter los.

“siehst du!!! jetzt ist die eine Flasche runtergefallen. HAHA! Ich hab’s ja gesagt. Habs mir noch gedacht. Das geht doch auch nicht in den Wagen. Der ist ja schon voll. UNERHÖRT!” Die beiden Wassertäterinnen bezahlen und schieben den Wagen zu ihrem Auto, das gut sichtbar von der Kassenschlange (da waren dann noch 2 Leute vor mir) am Fenster hinter der Kasse stand.
“siehst du, siehst du!!! So ein kleines Auto! Total überladen! Die Polizei sollte man rufen!!!” – “achwas, die kriegen eh nicht alles rein.” – “Ja und was machen sie dann? Es einach stehen lassen? Ne, die sollen gefälligst zu METRO gehen. Ich finde das unmöglich. nee, ne!”

Ich wusste wirklich nicht – und das passiert mir nicht oft – ob ich lachen oder heulen soll. Ignorieren kann ich nicht, so lange Menschen über andere herziehen, statt diese direkt anzusprechen. Das geht mir auch in einem anderen Laden oft so, wenn gestänkert wird wieso die Kassiererin nicht eine weitere Kasse auf machen lässt, statt dass man hin geht und freundlich fragt, ob man noch eine Kasse öffnen könnte…

Und mir ging so viel durch den Kopf, denn es passt so gut auf alles, was man so täglich erlebt, und ganz besonders hier aufs Internet bezogen:

Wieso um alles in der Welt kann man die Leute nicht einfach mal machen lassen, was und wie sie wollen? Solange sie keinem dadurch schaden?
Um mal zurück aufs Blogthema zu kommen:
Sicher kann man sich ab und an mal denken, Boa, das hätt’ ich nicht gemacht. Das hätt’ ich nicht gekauft, das finde ich nicht schön, das ist übertrieben und das finde ich hier fehl am Platz. Sicher, das macht jeder mal. Beim einen mehr, beim anderen weniger. Aber muss man denn gleich die Leute verurteilen, beurteilen?

Ich habe auch Freunde / Familie gehabt, die einen Gehfrei haben, auch wenn ichs schlecht finde und nicht nutzen würde. Ich habe nicht gestänkert. Ich hab sie machen lassen. Ich habe Freunde, die mit 4 Monaten mit Beikost anfingen. Ich hab sie machen lassen, auch wenn ichs anders gemacht habe. Ich habe Freunde, deren Frisur ich nicht tragen würde. Eine Freundin geht arbeiten, wenn ihre Tochter 9 Monate alt ist. Ich hätte es nicht gewollt und gekonnt, aber dennoch mag ich sie sehr gerne und wünsche ihr nur das Beste. Ich versuche sie und andere nicht den ganzen Tag zu bekehren, denn zu ihr und ihrer Situation passt ihre Entscheidung.
Andere wollen keine 3 Jahre zuhause bleiben. Nicht ins Babyschwimmen. Kein privates Zeug ins Internet schreiben. Keinen Urlaub mit Wohnmobil, Ist ja auch meine Entscheidung.
Ich habe auch Menschen, die ich bei Twitter oder Instagram gerne verfolge und lese, die einiges anders machen als ich. Die gehen arbeiten, oder die Kinder sind in KiTas oder sie lassen ihre Kinder kein Fleisch essen oder wasweiß ich. Bloß weil jemand anders entscheidet als ich oder mal Dinge macht, die ich nicht gut finde, heißt das doch nicht, dass ich diese Menschen gleich weniger mag.
Von außen betrachtet ist es immer so leicht zu verurteilen, wenn man die Geschichten hinter den Menschen und vermeintlich eigenartigen Entscheidungen nicht kennt oder sie einem – wie bei den alten Menschen – gar nicht erst hören will. Es kann durchaus vorkommen, dass man ein Verhalten oder eine Entscheidung doof findet, den Menschen dennoch mag. Irre, was? 

Aber jeder entscheidet doch für sich und sein Leben, für seine Wasserflaschen und sein Kind und seine verdammten 24 Sixpacks Wasser, warum und wofür und wann und wo er sie braucht, und die anderen geht das schlicht einen feuchten Keks an…

Die Welt wäre so viel einfacher.

Posted by kamikazefliege 16 Comments
Filed Under: Alltag, Gedanken, Gesellschaft

Kamikazeflieges Babyratgeber, oder so!

18/07

Wenn ich ein Buch über das erste Lebensjahr schreiben sollte, würde das ziemlich kurz werden. Das ist wohl auch der Grund, wieso ich es nicht mache. Und weil es schon zu viele davon gibt. Und mir die Zeit fehlt. Und das Geld. Und die Leser.
Aber ich weiß, was in meinem Buch stehen würde.

* Kein Kind weint, um seine Eltern zu ärgern oder zu stören. Es weint, weil es Angst hat, ihm etwas fehlt der es etwas braucht. Und Ein Baby ist auch nicht zornig, weil es ärgern will.

* Höre nicht auf andere mehr als auf deinen Bauch. Lass dir nicht reinreden und ich nicht verunsichern.

* Sprich mit deinem Partner.

*Lies nicht zu viel. Und falls du es doch tust: Lass dich davon nicht völlig beeinflussen. 

* Sei nicht radikal. Soll heißen: Nicht NUR das oder das. Manchmal hilft das eine, manchmal das andere. Sei kreativ und wenn etwas nicht klappt, überlege dir eben eine andere Lösung.Nichts finde ich nerviger als Debatten, was besser ist: Flasche oder Stillen, Tragetuch oder Kinderwagen. Finde DEINEN Weg.

* Atme tief durch, wenn du genervt bist. Und sage dir: diese Zeit vergeht sehr, sehr schnell. In einem Jahr wirst du kaum mehr wissen, was dich heute belastet hat und was dein Kind heute noch nicht konnte. Es ist alles absehbar.

* Mach nicht jeden Scheiß mit. Ein Kind musst nicht zu Pekip, Babyschwimmen, Babymassage, Krabbelgruppe, Bergwandern für Babys (gibts!), Babyzeichen-Kurs, Baby-Golf und Früh-Chinesisch. Eine Sache reicht. Keine Sache ist auch in Ordnung. Überfordere dich und dein Kind nicht.Mach, was DU für sinnvoll hältst, und nicht, was in irgendeinem Ratgeber stand.

* Keine Schlaftrainings! Kein schreien lassen! Ohne Diskussion! Einfach: NEIN!

* Freunde mit Babys im gleichen Alter helfen unheimlich weiter. Auch sie werden mal zu spät kommen, auch sie werden ziemlich müde sein, auch sie werden Verabredungen absagen, wenn es dem Kind nicht gut geht, du bist nicht alleine.

* Wenn du glaubst, du genießt die erste Zeit: Genieße sie noch mehr. Sie geht so irre schnell vorbei. Wenn du glaubst, du hast genug Fotos gemacht, mach noch mal welche. Du hast später das Gefühl, all das auch nicht annähernd sorgfältig dokumentiert zu haben.

* Essen gehen mit Kind? Schwimmbadbesuch mit Kind? Stadtbummel mit Kind? Es gibt nichts, was du nicht ausprobieren kannst. Die Erfahrungen anderer müssen nicht auf dich zu treffen. Und wenn etwas nicht klappt, dann geht man eben nach Hause und weiß, was man das nächste Mal eben anders machen muss. Hab keine Angst vor solchen Dingen. Meist funktioniert alles problemlos, und man hat sich vorher umsonst gesorgt.

*Man kann nicht immer auf alles vorbereitet sein. Das macht keine schlechte Mutter aus einem.

* Vergleiche nicht. Am besten, man setzt sich auch Beim Arzt im Wartezimmer möglichst weit weg von anderen Eltern. Sonst wird man sofort belagert mit: “Mein Kind kann schon, meine größte Tochter hat ja, wie alt ist es denn, in dem Alter konnte meine ja…” Das nervt und bringt keinem was. Und viele Mütter lassen sich durch sowas obendrein auch noch verunsichern. Und das völlig ohne Grund!

* Such dir einen Kinderarzt mit mobilem Internet im Wartezimmer. Du wirst dort viel Zeit verbringen. Viel einsame Zeit. Internet hilft ungemein. Z.B. Zum Lästern über Twitter. Zum Hilferufe absetzen (“sitze seit 2 Stunden im Wartezimmer, ertrage klein KÄWINN und DIEHLAILAAAH einfach nimmer.”)…

* Ein Baby macht keine Sauerei, um zu ärgern. Es weiß nun mal nicht, was passiert, wenn man die Reisschale umdreht oder den Löffel fallen lässt. Das muss es herausfinden. Und es muss es auch herausfinden KÖNNEN.

* Schiebe jedes Gefühl für Ekel beiseite. Der Kartoffelbrei zwischen den Fußzehen? Babykotze auf dem frisch bezogenen Bett? Babyrotze in den Haaren? Pipi der Badewanne, in der auch du sitzt? Ja, das passiert. Davon geht die Welt nicht unter. Unsere Mütter haben das auch schon mitgemacht. Das Baby macht auch das nicht absichtlich. Bewundere in diesem Moment lieber deine eigenen Eltern, die das alles für uns durchgemacht haben. Und erzähl am Besten deinen Freundinnen davon. Die werden von diesen Geschichten auch ein paar auf Lager haben. Und wenn du die hörst, wirst du froh sein, dass es bei euch nur Pipi in der Badewanne war…

* Sprich mit deinem Kind! Ich finde es ganz schrecklich, wenn ich durch Einkaufsläden laufen und sehen, wie Babys mit ihren Eltern kommunizieren wollen, große Augen machen und auf Pappaufsteller zeigen, die Eltern aber so sehr darauf bedacht sind, dass das Baby ruhig ist oder dass der gesuchte Artikel möglichst schnell gefunden wird, dass das Baby ignoriert wird. Ich erkläre meinem Kind einfach immer, wo ich gerade hingehe, was wir suchen, was es gerade sieht. Das weckt sein Interesse für die Außenwelt und für die Abläufe des Alltags.

* Wenns ums Thema essen geht, auch nicht verunsichern lassen. Das Einzige: Kein Honig im 1. Lebensjahr (Gefahr einer Botulismusinfektion).

Der Rest meines Buches wären weiße Seiten, mit Herzchen bemalt.

Posted by kamikazefliege 12 Comments
Filed Under: Alltag, Gesellschaft, Zeug

Wird gerne gelesen

  • Mentalitäten
  • 40 Jahre Weihnachten.
  • Ausgefallene Wünsche
Impressum

Theme by 17th Avenue · Powered by WordPress & Genesis